Die Anforderungen internationaler Journals an Beitragende steigen in jeglichen Disziplinen stetig, so auch in den Disziplinen mit Tourismusbezug. Den Druck, in hochgerankten Journals zu publizieren, spüren bereits Doktorand*innen, deren Promotionsordnungen vielmals Beiträge in etablierten internationalen Journals fordern. Für eine wissenschaftliche Karriere, so der Tenor, seien hochgerankte Artikel mit Peer-Review-Systemen essentiell, um sich im internationalen, akademischen Wettbewerb behaupten zu können. Jenes Themenfeld nahm die DGT (Deutsche Gesellschaft für Tourismuswissenschaft) zum Anlass und lud interessierte Wissenschaftler*innen zu dem Seminar „Erfolgreich wissenschaftlich Publizieren im Tourismus“ an die LMU nach München ein.
Einen gesamten Tag widmeten sich die Teilnehmenden der Frage, wie Forschungsergebnisse mit der Scientific Community geteilt werden können und welche Kriterien für eine möglichst „erfolgreiche“, internationale Publikation erfüllt sein sollten. Florian Kock, Associate Professor an der Copenhagen Business School, führte in die Tourismus-Journal-Landschaft ein; hierzu dröselte er die Aspekte „Significance“, „Originality“ und „Rigor“ auf und gab mit dem OBC-Modell[1] als Methode erste Impulse, die helfen können, um den Erwartungen von Herausgeber*innen sowie Reviewer*innen zu entsprechen. Im zweiten Teil wurden verschiedene Perspektiven von Akteur*innen, die in die Publikationsprozesse involviert sind, illustriert (Verlag, Reviewer*innen sowie Verfasser*innen).[2]
Gleichsam wurde das publikationsgetriebene Paradigma der Journal-Industrie kritisch beleuchtet und die Frage aufgeworfen, ob wir uns den Wettbewerbsstrukturen unterwerfen sollten und müssen. Wenn lediglich den Anforderungen der Journals entsprochen wird, kann dann überhaupt noch eine freie, systemunabhängige Forschung existieren? Entstehe dann nicht folglich eine Monokultur des Publizierens?
Das Seminar und die anregenden Diskussionen konnten keine abschließenden Antworten geben, doch schärften sie die Aufmerksamkeit von uns (vor allem jungen) Wissenschaftler*innen für die komplexen Rahmenbedingungen und Anforderungen, denen es sich zu stellen gilt. Das Seminar hat dazu beigetragen, sich mit jenen Aspekten kritisch auseinanderzusetzen und Erfahrungen offen und ehrlich auszutauschen. Schließlich waren sich alle einig, dass ein strategisches Vorgehen beim Publizieren ein interessengeleitetes Vorgehen nicht ablösen darf – im Sinne des persönlichen wissenschaftlichen Anspruchs.
[1] Das von Florian Kock präsentierte OBC-Modell wird dieses Jahr publiziert.
[2] Folgende „Perspektivwechsel“ wurden präsentiert: Dr. Stefan Giesen (De Gruyter Verlag) referiert zur Rolle des Verlages, Prof. Dr. Jürgen Schmude zu der des Reviewers und Prof. Dr. Markus Pillmayer und Prof. Dr. Nicolai Scherle gaben Einblicke in das Verfassen von Beiträgen als Autor*innen-Team.