Die Alpen erdenken

„Und? Wie sollen denn jetzt die Alpen in 100 Jahren aussehen?“
Mit diesem Satz überrumpelte mich ein Bergführer mit dem ich eben noch am Fuße der Watzmann-Ostwand stand. Seine Frage ist nicht ganz unberechtig schließlich beschäftigt dieses Thema nicht nur die Menschen, die in den Alpen leben, wirtschafen und reisen, sondern scheint auch für eine größere Öffentlichkeit von Relevanz zu sein. In den letzten Tagen durfte ich im Rahmen der ersten creativeALPS-academy der Kunstakademie Bad Reichenhall und des berg_kulturbüros genau diese Frage diskutieren.


#klischeekompetenz

Watzmann-Ostwand (eigenes Foto).

Gastronomie, Regionalentwicklung, Kostüm und Bühnenbild, Kreatives Schreiben, Kulturanthropologie – aus all diesen Bereichen kamen für die creativeALPS-academy Menschen zusammen, um sich mit Beständigkeit und Veränderung, mit Klischees und Innovation, mit Ländlichkeit und Urbanität zu beschäftigen. Fünf Tage lang hatten wir Zeit um uns diesen Themen zu nähern. Wir besuchten Handwerker, wanderten, beschäftigten uns mit alpiner Architektur, redeten uns in Rage und versuchten wieder einen gemeinsamen Nenner zu finden. An dieser Stelle muss ich gleich vorweg nehmen, dass wir die eigangs gestellte Frage nicht beantworten konnten. Stattdessen wurde uns klar, dass es eine unglaubliche Vielzahl an unterschiedliche Betrachtungsweisen auf den Alpenraum gibt und mindestens genauso viele Vorstellung, was die Alpen seien oder wie sie gestaltet werden sollten. Einige von ihnen werden niemals miteinander vereinbar sein. Wir fragten uns, ob nicht die Wertschätzung dieser Vielfalt ein Ausgangspunkt sein könnte, um die Zukunft des Alpenraums anzugehen. Um Vielfalt produktiv zu machen, zu diesem Schluss kamen wir, braucht es Räume des Austausches und des gemeinsamen Tuns. So wie uns fünf Tage lang ein Raum gegeben wurde, um unsere Gedanken und Erlebnisse gemeinsam zu thematisieren und weiterzuentwicklen, so bräuchte es noch mehr Räume, in denen sich Menschen treffen und miteinander in Interaktion treten können. Ich hoffe, in den nächsten Jahren noch einige solcher Räume zu finden, denn, und dass gilt auch für unser Forschungskolleg, gemeinsam denkt es sich einfach besser.

Aus der öffentlichen Präsentation der creativeALPS-academy (eigenes Foto).